von Mintra Mattison
Gegen Ende des 5. Lebensmonats von meiner Tochter überkam mich die Sorge, dass meine (Mutter-)Milch nicht reicht und mein Kind eventuell nicht satt wird. Es ist nicht übertrieben, wenn ich sage, dass mich dieser Gedanke regelrecht in Panik versetzte. Ich bin also zum nächsten DM, um Milchpulver zu kaufen. Dort angekommen, musste ich zu meinem Entsetzen feststellen, dass alle Hersteller Palmfett bzw. Pflanzenfett an dritter oder vierter Stelle bei den Inhaltsstoffen angeben.
Da ich großer Fan von Robb Wolf und Dr. Loren Cordain (u.a. The Paleo Solution und The Paleo Diet For Athletes) bin, weiß ich, dass Palmfett und Pflanzenfett bereits in kleinen Mengen für Erwachsene ungesund sind, geschweige denn für Babys… Wieder zu Hause angekommen, setzte ich mich also an den PC und googelte.
Neben Produktberichten von ÖKO-TEST und Stiftung Warentest, die meine Befürchtungen zum Teil unterstützten, fand ich einen Beitrag der Sendung Kassensturz vom SFR zu genau diesem Thema.
Konkret geht es um die „Nebenprodukte“ Glycidol und 3 MCPD (und deren Fettsäureester),
die bei der Lebensmittelverarbeitung von Palmfett und Pflanzenfett entstehen.
Den gesamten Beitrag der Sendung Kassensturz vom SFR nachfolgend (ab Minute 5:31 – nach der Anmoderation in Schwyzerdütsch geht es auf Hochdeutsch weiter):
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit, EFSA (European Food Safety Authority), die in der Sendung erwähnt und Interviewt wird, schreibt in einer Publikation vom 3. Mai 2016:
Zu Glycidol:
„Da die genotoxische und karzinogene Wirkung von Glycidol hinreichend nachgewiesen ist, hat das CONTAM-Gremium keinen sicheren Wert für GE festgelegt.“
und weiter
„Die GE-Exposition von Säuglingen, die ausschließlich Säuglingsanfangsnahrung zu sich nehmen, ist besonders besorgniserregend, da sie den für die öffentliche Gesundheit als unbedenklich geltenden Wert bis zum Zehnfachen übersteigt.“
Mit anderen Worten: Glycidol wurde in hohen Mengen in Babymilch nachgewiesen. Glycidol verändert die Genstruktur und ist krebserregend!
Zu 3 MCPD:
„Wir haben eine tolerierbare tägliche Aufnahmemenge (TDI-Wert) von 0,8 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag (µg/kg KG/Tag) für 3-MCPD und dessen Fettsäureester ermittelt.“
und weiter
„Die Schätzwerte für die durchschnittliche und hohe Exposition gegenüber 3-MCPD (beide Formen) bei jüngeren Altersgruppen einschließlich Jugendlicher (bis 18 Jahre) überschreiten den TDI-Wert und sind potenziell gesundheitsbedenklich.“
Mit anderen Worten: Auch 3 MCPD wurde in Babymilch gefunden. 3 MCPD ist für Erwachsene in Maßen tragbar, die Auswirkungen für Babys sind allerdings nicht klar (3 MCP wird als „potenziell“ krebserregend eingestuft).
Speziell zu 3 MCPD schreibt ÖKO-TEST in seinem Testergebnis:
„Kein Produkt ist besser als befriedigend. Verantwortlich dafür sind die immer noch zu hohen Gehalte an dem Fettschadstoff 3-MCPD-Ester.
Schadstoffvehikel Pflanzenöle. Raffiniertes Öl steckt in allen Produkten und führt daher auch durch die Bank zur Belastung mit 3-MCPD-Fettsäureestern, so die Laborergebnisse. Bei der Bewertung haben wir uns an der tolerierbaren täglichen Aufnahme (TDI) von freiem 3-MCPD orientiert. Dieses kann im Körper aus den Fettsäureestern freigesetzt werden. 3-MCPD hat in Tierversuchen die Nierenkanälchen verändert und in hohen Dosen zu gutartigen Tumoren geführt. Zwar ist bislang unklar, in welchen Mengen 3-MCPD tatsächlich frei wird, auch gilt das TDI-Konzept üblicherweise für Erwachsene und die lebenslange Aufnahme eines Schadstoffes. Wir bewerten dennoch streng, weil es zum Muttermilchersatz in dieser Lebensphase keine Alternative gibt.“
Sehr ernüchternd das Ganze. Und auch, wenn ich ohne Pre- und Folgemilch ausgekommen bin, stellt sich dennoch die Frage: Was machen Mütter, die auf Pre- und Folgemilch angewiesen sind?
Die Antwort darauf ist leider nicht sehr befriedigend, nur soviel: Es gibt Hersteller die auf Palmöl als Zutat verzichten. Ein Hersteller aus dem Bericht hat sogar reagiert und Palmöl entfernt. Folgende Marken konnte ich finden, die damit werben, kein Palmöl zu verwenden (Stand 28.6.2017):
Nachtrag: Dieser Artikel wurde am 28. Juni 2017 veröffentlicht. Darauf hin hat sich eine Leserin gemeldet, die selbst 5 Kinder und mit allen „immer mit der Milch zu kämpfen“ hatte. Sie hat von ihrer Hebamme eine Rezept aus Ziegenmilch bekommen, dass ich euch nicht vorenthalten möchte:
1/3 Ziegenmilch mit 2/3 Wasser abkochen. Gebähtes Mehl dazu bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist (Flasche oder Brei)
Quellen:
- EFSA: Prozesskontaminanten in Pflanzenölen und Lebensmitteln, Link zur Publikation HIER
- ÖKO-TEST: November 2011, erschienen am 28. Oktober 2011, Link zum Artikel HIER
- Kassensturz: SFR, ausgestrahlt am 11.10.2016, Link zur Sendung HIER